Energietag der BK Obersteiermark 2018
Fendt bekennt sich zur Elektrifizierung und Digitalisierung der Landwirtschaft. Die Reduzierung von CO2 Emissionen ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben.
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Elektrisierender Energietag der Obersteirischen Bezirkskammer 2018

Text: Thomas Loibnegger
Foto: Roman Musch

Digitalisierung, E-Mobilität und Stromspeicher sind die stillen Revolutionäre der Energiewirtschaft. Mit ihnen scheint die Energiewende in der Landwirtschaft Realität zu werden.

Andreas Steinegger, Kammerobmann des Bezirkes Leoben, hat die Obersteirischen Landwirtinnen und Landwirte bereits zum zweiten Mal zum Nachdenken und Diskutieren über die Energiewende eingeladen. Diesmal zu den Themen „Stromspeicher“ und „E-Mobilität“. Denn immer mehr landwirtschaftliche Betriebe erzeugen mit der Photovoltaik-Anlage kostengünstig ihren eigenen Strom. Doch ohne Speichertechnologien stockt der Weg zur Energieunabhängigkeit.

Digitale Energie-Revolution in der Landwirtschaft
Die Nachfrage nach Lebensmitteln steigt in den nächsten Jahrzehnten global. Gleichzeitig steht die Landwirtschaft vor der gesellschaftspolitischen Aufgabe, ihre Lebensmittel ressourcenschonender und auf Basis erneuerbarer Energien zu produzieren. „Hinter den Schlagwörtern „Smart Energy“ und „Smart Farming“ steckt der technologische Gedanke, Energie- und Ressourcenflüsse autonomer, regionaler und effizienter zu steuern“, so Thomas Loibnegger von der LK Steiermark.

Längst sind Landwirtinnen und Landwirte nicht nur Energiekonsumenten, sondern auch Energieproduzenten. Doch Sonne, Wind und Wasser schwanken in der Stromproduktion sehr stark. Daher bedarf es eines intelligenten und vernetzten Energieaustausches zwischen den regionalen Energieproduzenten. Mit der intelligenten Vernetzung lokaler Energieproduzenten, dem Internet der Dinge (IOT) sowie der Künstlichen Intelligenz (KI) ergeben sich für die Zukunft neue Anwendungsmöglichkeiten in der Energiewirtschaft:

  • Energieaustausch mit dem Nachbarn in Echtzeit
  • Cloud-Speicher zur gemeinsamen Stromspeicherung in dezentralen Speichern
  • Netzinstandhaltung in Echtzeit sowie Reduktion von Stromausfällen
  • Prognose-Modelle
  • Nachfragegesteuerte Stromtarifmodelle,
  • uvw.

Smart Farming und Precision Farming beschreibt die selbstständige Informationsverarbeitung von Maschinen und Geräten. Absicht ist es, Ressourcen wie Düngemittel, Pflanzenschutz, Treibstoff, Boden, menschliche Aufmerksamkeit oder Arbeitszeit effizienter und intelligenter einzusetzen. Die aus Drohnen und Sensoren ermittelten Ertrags- und Bodendaten werden beispielsweise an den Düngerstreuer weitergeben. GPS-gesteuerte Spurführungssysteme reduzieren durch die Vermeidung von Überlappungen den Treibstoff- sowie Ressourceneinsatz in der Landwirtschaft. Hier stehen wir erst am Beginn der digitalen Transformation.

E-Mobilität für die Landwirtschaft
Eine immer größere Anzahl von Mobilitätslösungen basiert auf elektrischen oder teilelektrischen Antriebskonzepten. Die Vorteile der E-Mobilität sind klar ersichtlich:

  • Null-Emissionen und Lärmfreiheit,
  • geringe Betriebs- und Treibstoffkosten sowie die
  • Möglichkeit sein eigene „Sonnen-Tankstelle“ zu betreiben.

Das anfängliche Reichweitenproblem der E-Mobilität scheint ebenfalls gelöst. Aktuelle E-PKWs haben eine realistische Reichweite von über 300 Kilometer. Die nächste Generation wird 600 km locker bewältigen. In Punkto Betriebskosten ist die E-Mobilität unschlagbar. „Der Hyunda IONIC electric ist in fünf Jahren, nach 100.000 Kilometer in der Wartung und im Betrieb um 7.500 € günstiger als ein vergleichbarer Benziner“, zeigt sich Martin Auer von Ever-green E-Car-Sharing begeistert. „Die Servicekosten des Renault ZOE liegen unter 150 € pro Jahr“. Der Ausbau der E-Tankstellen schreitet rasch voran und auch die Stecker-Problematik wird auf EU-Ebene gelöst.

E-Mobilitätskonzepte bewähren sich nicht nur auf der Straße, sondern ebenso in der Landwirtschaft. Der elektrische Hoflader findet immer mehr Begeisterung in der Rinder- und Pferdewirtschaft. Grund: Leiser und kostengünstiger Betrieb, ohne lästige Abgase im Stall. Rudolf Mandl, Styria Beef Produzent aus Passail, hat den ersten elektrischen Hoflader in der Steiermark erhalten. „Wir haben den elektrischen Hoflader bei uns am Hof getestet“, berichtete Rudolf Mandl. „Nach am Anlieferungstag war für mich klar, der elektrische Hoflader bleibt bei mir am Hof und wird in das betriebliche Energiekonzept integriert.“ Mit einer Ladung Sonnenstrom sind vier bis fünf Betriebsstunden möglich. Danach muss der Lader für vier Stunden zum Laden an die Steckdose. Der Strom aus der Steckdose kommt von der 7,5 kWp-Photovoltaikanlage am Dach des Rinderstalls.

Strom speichern und intelligent managen
„Der Jahreszuwachs an globaler Photovoltaikleistung ersetzt derzeit jährlich die Stromproduktion von 20 Atomkraftwerken“, so Hans Pelzer von Fronius International. Für Österreich ist langfristig ein Sonnenstromanteil von 20 bis 30 % am Gesamtstromverbrauch geplant. Global soll der Sonnenstrom zur wichtigsten Stromquelle werden. Die Photovoltaik erobert den Energiemarkt. „Steigende Strompreise und sinkende Einspeisetarife sorgen bei gleichzeitig sinkenden Batterie- und Modulpreisen für den Durchbruch der Speichertechnologie“, so Hans Pelzer. Heute gibt es eine große Auswahl an Speichervarianten und für jede Situation eine passende Speicherlösung, ob mit oder ohne Notstromversorgung.

Fronius fokussiert sich jedoch nicht auf Einzel- sondern auf Systemlösungen. Der Sonnenstrom wird mit modernster Multi Flow Technologie intelligent verteilt und gespeichert. Sei es als Strom im stationären Batteriespeicher, im E-Auto oder als Wärme im Pufferspeicher.

„Das Energiemanagement von SMARTFOX leitet den überschüssigen Photovoltaikstrom automatisch an Verbraucher innerhalb des landwirtschaftlichen Betriebes weiter und verbessert somit die Eigenverbrauchsquote des Photovoltaiksystems“, so Pernthaner Helmut von der Firma Darfi aus Salzburg. Intelligente Energiemanagementsysteme garantieren einen

  • Überblick über den Stromverbrauch,
  • Planungs- und Dimensionierungshilfe von Photovoltaikanlagen und Stromspeichern sowie
  • die Steigerung des Eigenstromverbrauchs.

Wesentliches Element zur Eigenverbrauchsmaximierung ist die Nutzung von Geräten wie Boiler, Wärmepumpen, Elektrofahrzeugen, Pumpen und Speichersystemen. Die gezielte Steuerung von Elektrogeräten wie Geschirrspüler und Waschmaschinen ist nur mit Geräten der neueren Generation möglich.

Fazit des Tages
Die Digitalisierung löste in der Energiewirtschaft und Landwirtschaft definitiv eine Revolution aus. Die Anwendungen der Zukunft sind intelligent miteinander vernetzt, um die  Energie- und Ressourcenströme effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Für die Landwirtschaft bietet sich die Chance für mehr Energiefreiheit bei gleichzeitiger Kostenreduktion. Bleiben wir neugierig!

Hinweis: Der Energiefachtag wurde im Projekt „Energieeffiziente Landwirtschaft“ von Bund, Land Steiermark und Europäischer Union sowie der Energie Steiermark unterstützt.

Ab hier: Bitte lächeln!